von ROLF MARTIN
Der Swing-Stil bildete sich Ende der 1920er Jahre in Chicago und New York aus und war der dominierende Stil zwischen etwa 1930 und 1940. Er ist charakterisiert durch das Ablösen des Two Beat Jazz durch den Four Beat Jazz. Das bedeutet, dass die Betonung von starken und schwachen Taktteilen durchbrochen wird und die vier Schläge des 4/4-Takts gleichmäßig durchgeschlagen werden, insbesondere durch einen durchlaufenden Bass (Walking Bass) und eventuell eine gleichmäßig swingende Gitarre.
Das Verb „to swing“ (eingedeutscht swingen) ist nicht auf den Swing-Stil begrenzt, sondern beschreibt jene besondere rhythmische Spannung, die gute Jazzmusiker imstande sind aufzubauen. Dieses Element „swing“ ist in allen Stilen zu finden, nicht nur im „Swing“. Guter Jazz swingt! Der Trompeter Wingie Manone hat einmal folgende Erklärung des swing gegeben: „Ein Wachsen des Tempos spüren, obwohl du unbeirrbar im gleichen Tempo spielst“.
Charakteristisch für den Swing-Stil der 1930er Jahre ist die Ausbildung der Big Bands. In Kansas City entstand aus der Band von Benny Moten das Count Basie Orchestra mit seiner phänomenalen Rhythmusgruppe (Basie, p; Freddie Green, g; Walter Page, b; Jo Jones, dr). Flechtcher Henderson, Duke Ellington und viele andere Big Bands glänzten mit hervorragenden Arrangements und brachten große Solisten hervor, die häufig ihrerseits wieder eigene Orchester gründeten. So entstammte beispielsweise Benny Goodman, der spätere „King of Swing“, dem Henderson Orchester.
Die enorme Verbreitung und Popularisierung der Swing-Musik liegt vermutlich auch daran, dass man auf diese Musik sehr gut tanzen kann. So war es in der Swing-Epoche üblich, das Big Bands riesige Tanzsäle füllten und dadurch viele Musiker mit ihrer Musik ein gutes Auskommen hatten. Hand in Hand damit ging natürlich auch eine gewisse Kommerzialisierung und Anpassung der Musik an den Geschmack des Publikums.
Allmählich fand auch eine Durchmischung der ursprünglich rassisch getrennten Orchester statt. Eines der großen Verdienste von Benny Goodman war, dass er in sein Orchester und seine Combos afroamerikanische Musiker wie Lionel Hampton am Vibraphon, Teddy Wilson am Piano und Charlie Christian an der Gitarre aufnahm und sie in seinen berühmt gewordenen Konzerten in der Carnegie-Hall in New York der breiten Öffentlichkeit vorstellte.
Die 1930er Jahre waren auch die Zeit großer Solisten, die aus den Swing-Orchestern hervorgingen und die Periode entscheidend prägten. Um nur wenige zu nennen: die Tenorsaxophonisten Coleman Hawkins, Lester Young und Chu Berry, die Altsaxophonisten Johnny Hodges und Benny Carter, die Klarinettisten Benny Goodman, Artie Shaw und Woody Herman, die Trompeter Roy Eldridge, Rex Stewart und Bunny Berigan, die Pianisten Teddy Wilson und Fats Waller, die Schlagzeuger Cozy Cole, Chick Webb und Gene Krupa und viele, viele andere.
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