Jazzartikel

Benny Goodman-Story und Jazz-Medley mit Fritz Maldener, Joy Fleming, Dave Pike Set und Marianne Mendt

Klaus Huckert | Jazz-Artikel

Radiosendung für Radio 700 am 17.4.2023 Sendung Jazz-Cocktail 18.55 – 21.00 Uhr, www.radio700.de

Die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war eine große Zeit für den Jazz. Der Swing beherrschte die Tanz- und Jazz-Szene. Filme, Radio-Shows, Big Bands, elegante Clubs und Ballsäle dienten dem Swing als Bühne. Und mittendrin herrschte der „King of Swing“ Benny Goodman. Bereits als Jugendlicher arbeitete der Klarinettist auf Ausflugsdampfern, wo er auch den Kornettisten Bix Beiderbecke kennenlernte. Berufsmusiker wurde er mit siebzehn Jahren, als er 1926 in die Band des Schlagzeugers Ben Pollack eintrat. Nach Jahren mit bescheidenen Erfolgen in Chicago ging Benny dann als Freelance-Musiker nach New York. Dort traf er auf den Nachwuchsmanager, Jazz-Kritiker und Veranstalter John Hammond. Anfang der 30er Jahre hatte dieser bereits Fletcher Henderson, Teddy Wilson, Billie Holiday und Count Basie zum Erfolg verholfen. Dank der Beziehungen seines neuen Managers zu Radiosendern und Firmen konnte Benny dann in der Radio-Show „Let’s Dance“ mit einer Big Band auftreten.

Im Juli 1935 formierte Benny Goodman ein Jazz-Trio, das mit Teddy Wilson am Piano und Gene Krupa am Schlagzeug meisterhaften Swing-Jazz produzierte. Diese Musik kann man als Kammermusik im Jazz bezeichnen. Ein Jahr später wurde aus dem Trio ein Quartett, in dem Lionel Hampton das Vibraphon einbrachte. Das Quartett wurde dann durch weitere Musiker zu einem Sextett erweitert. Dieses Sextett, das eigentlich ein Septett war, nahm bahnbrechende Platten auf. Zu den genannten Musikern kamen u.a. Gitarrist Charlie Christian und Bassist Artie Bernstein.

Ein Höhepunkt seiner fast 60-jährigen Karriere sollten 1938 zwei Konzerte in der Carnegie Hall in New York werden, die sich „From Spiritual To Swing“ nannte. Darin sollte die Geschichte der afroamerikanischen Musik von ihren Ursprüngen bis zum Jahr 1938 erzählt werden. Begeisterungsstürme des Publikums lösten eine wahre Swing-Manie aus.

Weiterhin besonders zu erwähnen ist eine sechswöchige Tournee 1962 durch Russland, die auf Veranlassung des amerikanischen Außenministeriums während des kalten Krieges erfolgte. Benny trat in den sechziger bis achtziger Jahren mit diversen Musikern weltweit auf. Er verstarb im Alter von 77 Jahren am 14. Juni 1986 in New York.

Unter Jazzfans war er auch als erster weißer Bandleader bekannt, der die Rassenschranken durchbrach, als er in den 1930er Jahren Teddy Wilson, Charlie Christian und Lionel Hampton engagierte. Seine Bands und seine Aufnahmen waren immer erstklassig, und unzählige Musiker hatten Erfolg, weil Benny sie engagierte. Weil seine Musik schön war, erwarteten die meisten Menschen, dass Goodman auch liebenswert war. Insider in der Branche kennen andere Aspekte seiner Persönlichkeit. Bill Crow, ein Jazzbassist, der mit Benny Goodman 1956 während der Russland-Tournee arbeitete, schreibt: „Wann immer Veteranen von Goodmans Bands zusammenarbeiten, erzählen sie Geschichten über ihn, entweder um sich über sein widersprüchliches Wesen auszutauschen oder um die traumatische Erfahrung, für ihn gearbeitet zu haben, mit Lachen zu bekämpfen. Er hat einige wunderbare Bands zusammengestellt, aber er hatte den Ruf, Musikern den Spaß am Spielen durch sein manchmal cholerisches und beleidigendes Wesen, zu verderben. Während meiner kurzen Zeit mit ihm habe ich erlebt, wie er eine exzellente Band auf der Russland-Tournee völlig demoralisiert hat“.

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