Von ALBRECHT NISSLER
Kaum ein Jazz-Musiker hat sich im Laufe seiner Karriere mit einer so großen Bandbreite an stilistischen Ausdrucksformen befasst. Herbie Hancock gilt als Meister des musikalischen Crossover. Von Hard-Bop über Rock Jazz, Funk, Soul, Rap bis zum Electronic Jazz und Filmmusik hat er alles ausprobiert und auf allen Gebieten beachtliche Leistungen erzielt.
Der am 12. April 1940 in Chicago geborene Jazz-Pianist, Keyboarder und Komponist machte schon als 11-Jähriger durch ein Klavierkonzert von Mozart mit dem Chicago Symphony Orchestra auf sich aufmerksam. Nach einem Ingenieursstudium begann er seine professionelle Laufbahn in der Band von Donald Byrd. Seinen eigentlichen Durchbruch feierte er im Alter von 23 Jahren, als er im legendären Miles Davis Quartet einstieg.
Der visionäre Jazzkünstler, dem stets die Fusion von Rock und Jazz am Herzen lag, schenkte der Musikwelt Klassiker wie „Watermelon Man”, „Cantaloupe Island”, „Chameleon” oder „Maiden Voyage”, die allesamt zu Evergreens geworden sind. Diese vergleichsweise kommerzielle Musik hatte mit Jazz allerdings kaum noch etwas zu tun.
Später wandte sich Hancock wieder dem reinen, klassisch und akustisch angelegten Jazz zu und absolvierte große internationale Tourneen. Zum 100. Geburtstag des Komponisten George Gershwin präsentierte er 1998 das Jazz-Album „Gershwins World”, mit dem er dem großen amerikanischen Musiker ein Denkmal setzte.
Herbie Hancock sammelte im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Auszeichnungen. 14 Grammy Awards sowie ein Oscar für „Round Midnight” in der Kategorie „Beste Filmmusik” gehören zu seinem Lebenswerk. Im Jahre 2007 veröffentlichte er ein Album, auf dem er der Sängerin Joni Mitchell Tribut zollte.
Der große Pianist und Komponist gehört zu denjenigen, die im Musik-Business viel Respekt und Anerkennung erlangt haben. So können wir ihn im Juli 2022 bei den Jazzopen in Stuttgart live erleben – eine Ikone im Jazz, deren Stern noch viele Jahre strahlen möge.