Oscar Peterson

von ALBRECHT NISSLER

Neben Louis Armstrong und Ella Fitzgerald gehört Oscar Peterson zu den bekanntesten und profiliertesten Jazzmusikern überhaupt. Er setzte mit der Interpretation seines Pianospiels absolute Maßstäbe und beeinflusste die Entwicklung des swingenden Mainstream-Pianos immens.

Als Sohn karibischer Einwanderer wurde er am 15. August 1925 in Montreal geboren. Aufgrund einer Tuberkulose-Erkrankung musste er das ursprünglich favorisierte Kornett auf die Seite legen und konzentrierte sich schon im Alter von sechs Jahren auf das Klavier. Unglaublich schnell entwickelte er eine individuelle Spieltechnik, in der das Rhythmusgefühl von Teddy Wilson, die Geläufigkeit Art Tatums, die Harmonisierungen Erroll Garners mit dem swingenden Feeling des frühen Bebops verschmolzen. Schon im Alter von 14 Jahren gewann Peterson einen lokalen Wettbewerb und trat danach regelmäßig im Radio auf.

Der internationale Durchbruch gelang im September 1949 in der New Yorker Carnegie Hall, wo er ein grandioses Debut feierte. Von nun an tourte er mit Musikergrößen wie Louis Armstrong, Dizzy Gillespie, Lester Young oder Lionel Hampton rund um die Welt. Mit seinem eigenen Trio in wechselnden Besetzungen spielte er unzählige Alben ein, von denen besonders die Blues-Sammlung “Night Train“ zu erwähnen ist.

Die 80er Jahre waren von zahlreichen Preisen und Ehrungen gekennzeichnet. Ein Schlaganfall in den 90er Jahren hatte jedoch nachhaltige Auswirkungen auf seine Spieltechnik, denn er musste eines seiner Markenzeichen, die rasanten Unisono-Läufe beider Hände aufgeben. Dafür wurden seine Kompositionen lyrischer und seine Rückkehr auf die Bühne wurde weltweit euphorisch begleitet. Oscar Peterson bekam 1993 als erster Jazzmusiker den renommierten “Glenn-Gould-Preis“ verliehen und wurde bis zur Jahrtausendwende mit sieben Grammys geehrt.

Er wird als einer der erfolgreichsten Jazz-Pianisten aller Zeiten angesehen, der in seiner 65-jährigen Karriere auf Tausenden Konzerten spielte. Von Duke Ellington als der “Maharadscha der Tasten“ bezeichnet, verstarb er im Alter von 82 Jahren an Nierenversagen in seinem Haus in Mississauga/Kanada.