Konzertbericht

Nürtinger / Wendlinger Zeitung

Magische Momente an den Tasten

Mit einem sehr kontrastreichen Programm bestach die Boogie Connection in der Schlosskapelle. Das Publikum war von der Präzision und Emotion der Darbietung fasziniert.

Boogie Connection, 16.12.2022 - Jazz-Club "Schloss Köngen"
Thomas Scheytt (Piano), Christoph Pfaff (Gitarre) und Paul Weidlich (Schlagzeug) überzeugten das Köngener Publikum. Foto: Albrecht Nissler

Zum letzten Mal in diesem Jahr öffnete der Jazz-Club Schloss Köngen seine Pforten zum Abschlusskonzert in vorweihnachtlichem Glanz. Das bei dieser Gelegenheit schon zur Tradition gewordene Gläschen Sekt sowie eine Abschiedsüberraschung sorgten beim Publikum für Freude und rundeten das Jubiläumsjahr des Clubs harmonisch ab.

Das angekündigte Trio Boogie Connection strahlte schon im Vorfeld eine ungeheure Anziehungskraft aus und so konnten sich all diejenigen glücklich preisen, die eine Eintrittskarte für diese Veranstaltung ergattern konnten. Die offensichtlich mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Musiker überraschten das Publikum vor mehr als ausverkauftem Hause mit einem reichhaltigen, geschmeidigen und kontrastreichen Programm. Die entsprechenden Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten, denn schon der zweite Titel „San Francisco Bay Blues“ hatte eine elektrisierende Wirkung – die ersten Hände fingen an zu klatschen und die ersten Beine kamen zum Wippen.

Die dreiköpfige Formation aus dem Raum Freiburg hat sich in den letzten 30 Jahren in ganz Deutschland sowie auf internationaler Ebene in die Herzen der Zuhörer gespielt. Zu ihren musikalischen Markenzeichen gehören Blues, Rhythm ‘n‘ Blues, Rock ‘n‘ Roll und Boogie Woogie, die sie alle mit Präzision, Perfektion, Leidenschaft und tiefgehender Emotion verkörpern. Thomas Scheytt am Piano, Sänger Christoph Pfaff an der Gitarre und Paul Weidlich am Schlagzeug präsentieren ihre Eigenkompositionen und allseits bekannte Standards von Eric Clapton, B. B. King, Chuck Berry oder Ray Charles aus einem Guss, aber vor allem mit Herzblut.

„Aus dem südbadischen Freiburg kommt einer der ‘schwärzesten‘ Boogie- und Blues-Pianisten weißer Hautfarbe“, so zitiert das Jazzpodium Deutschland über Thomas Scheytt. Im Titel „Boogie Woogie Stomp“, der aus seiner Feder stammt, lässt er als Intro wundervolle Akkorde erklingen, um dann blitzartig in einen anderen Spielmodus umzuschalten. Deutlich und klar rollen nun in der linken Hand die Bässe mit wuchtigem Anschlag. In der rechten ergießen sich perlenartige Tonfolgen, oktavische Passagen, Tremoli, Triller sowie bluesorientierte „Off-Beat-Figuren“. Dieser abenteuerliche Ritt über die Tasten, in dem die beiden Hände völlig getrennt gesteuert agieren, sorgt für magische Momente in seiner Darbietung. Zusätzlich sind seine Beine durch pulsierende Bewegungen noch im Dauereinsatz – für das Publikum ein Augenschmaus. Thomas Scheytt scheint in einem ganzheitlichen Ansatz mit dem Flügel verschmolzen zu sein. Ein echter Magier und Zauberer an den Tasten.

Das Trio zelebrierte und lebte den Blues sehr emotionsgeladen und verstand es auch, das klassische 12-taktige Bluesschema immer wieder durch abwechslungsreiche „Turnarounds“ zu durchbrechen. Der von Gitarrist und Sänger Christoph Pfaff komponierte Titel „Thank You For The Memories“ ging unter die Haut. Die zugrundeliegende wunderbare Akkordfolge wurde mit satter und kräftiger Stimme umrahmt, ergänzt durch gefühlvolle Gitarrengriffe oder kurze Piano-Riffs. Die Töne seiner Mundharmonika sorgten zusätzlich für eine besondere bluesige Note.

Christoph Pfaff erwies sich an den Saiten als begnadeter Akteur und moderierte auf nette und persönliche Art. Sowohl an der E-Gitarre als auch an der Westerngitarre glänzte er durch ein sauberes Spiel und mannigfaltige Klänge, streute Einzeltöne oder gebrochene Akkorde ein oder ließ in zahlreichen Soli die stilbildenden „Blue Notes“ erklingen. Als Sänger mit großem Stimmumfang war er im Dauereinsatz. Randy Newmans Titel „You‘ve Got a Friend in Me“ meisterte er mit Bravour.

Mit Paul Weidlich saß ebenfalls ein echter Könner am Schlagzeug, der unaufdringlich und routiniert seinen Job versah und für ein stabiles rhythmisches Gerüst sorgte. Seine etwas weicheren Rod-Sticks oder vereinzelt auch Jazzbesen waren der Garant für eine gediegene Lautstärke. Dennoch markierte er souverän die Übergänge und trug zu einer gelungenen Dynamik innerhalb der Band bei.

Das symbolträchtige Stück „We’ll Meet Again“ verfehlte die Wirkung im Publikum nicht und beendete einen berauschenden Abend.

Diesen Konzertbericht präsentieren wir Ihnen hier mit freundlicher Genehmigung von

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