Aus dem Raum Lörrach waren sie angereist, die Sugar Foot Stompers, die seit Jahrzehnten im Dreiländereck einen hervorragenden Ruf genießen. Der Jazz-Club Schloss Köngen hat mit der Verpflichtung dieser achtköpfigen Formation wieder einmal einen Glücksgriff getan. „Hier sind wir nun, die ‘Boy Group‘ der 1980er-Jahre und wir stehen seit über vier Jahrzehnten gemeinsam auf der Bühne”, so begrüßte Bandleader Heiner Krause das Publikum.
Die aus der Schülerband des Hebel-Gymnasiums Lörrach hervorgegangene Formation ist tief im „Oldtime Jazz” verwurzelt und hat sich besonders dem Dixieland, dem New Orleans und Chicago Jazz verschrieben. Im nächsten Jahr planen die Musiker wiederum eine Reise in die Keimzelle des Jazz nach New Orleans.
Huldigung an die Stücke von Louis Armstrong und Kid Ory
Vor allem Titel, die von King Oliver, Louis Armstrong, Kid Ory oder Sidney Bechet mit ihren Bands gespielt wurden, werden mit tiefgehender Huldigung originalgetreu wiedergegeben. In zahlreichen Transkriptionen hat Marko Frank durch das Abhören von alten Schellackplatten die Titel auf Notenpapier gebracht, perfekt, wohlklingend und äußerst authentisch arrangiert.
Gleich in den Eingangsstücken dem „Maple Leaf Rag” und dem „London Cafe Blues” ließen die sieben Jazzer und eine Jazzerin erahnen, welch musikalischer Hochgenuss auf das Publikum in der vollbesetzten Schlosskapelle zukommen würde. Ein kompaktes Tutti-Spiel, kollektive Einigkeit in den Improvisationen, einzelne kurze Soli, aber besonders die überschwängliche Spiellaune verfehlten ihre Wirkung beim Publikum nicht. Der Funke sprang sofort über und spontaner Beifall belohnte die Akteure auf der Bühne.
Mit ein paar wenigen Sätzen hatte Heiner Krause als versierter Moderator in bestem badisch-alemannischen Dialekt die Zuhörer für sich gewonnen. Locker und launig vermittelte er den Zeitgeist zwischen 1910 und 1930 in den USA und setzte die gespielten Titel sachkundig in den richtigen Kontext. Darüber hinaus fungierte er als Taktgeber am Waschbrett und Mini-Becken oder ließ seine ganze Musikalität in einer gelegentlichen Einlage an der Trompete aufblitzen. Alles in allem eine reife Leistung.
Die vier Akteure in der „Frontline” erwiesen sich in den Kollektivimprovisationen als kompaktes Gebilde und ergänzten sich routiniert in ihren angestammten Rollen. Thomas Kaltenbach an der Posaune trat besonders bei freien Soli auffällig in den Vordergrund und ließ sein Instrument in einem großen Klangspektrum von sanft über satt bis markig erklingen, wobei er auch das „Dirty Play” gekonnt beherrschte. Ein überzeugendes Solo lieferte er im „Panama Blues”.
Marko Frank gefiel durch einen sauberen Ansatz, klare und geschliffene Tongebung an der Trompete, manchmal eckig und kantig, manchmal rund und weich. Souverän spielte er seine Melodien und gebundenen Soli, zeigte aber seine ganze Klasse im Titel „Weary Blues” in einer knackigen Solo-Darbietung.
An der Klarinette glänzte Heike Rügert mit glasklarer Intonation, Feingefühl in der Tonausformung und beherrschte ihr Instrument rundum in allen Tonlagen. Ihre ganze Professionalität brachte sie in einem wunderschönen und empathischen Solo im Titel „Once in a While” zum Ausdruck.
Hiroki Ichikawa zauberte als wahrer Tonkünstler aus Sopan-, Alt- und Tenorsaxofon sowie Klarinette eine breite Palette an Klangvariationen hervor. Technisch versiert wechselten helle und rasante Tonfolgen mit eher vollmundigen und gemächlichen Passagen. „Dreaming the Hours Away” bot ihm den Rahmen für ein sehr gelungenes Solo.
Bernd Schöpflin am Sousafon war der Garant für ein solides Metrum. Im tiefen Klangspektrum klar erzeugte Töne sorgten für ein sicheres rhythmisches Grundgerüst, gelegentlich aber auch für eine kurze Melodie in einer Überleitung. Johannes Mauch am Piano sowie Christian Mauch am Banjo wurden ihrer Rolle im Oktett vollkommen gerecht und rundeten das gesamte Klanggebilde gekonnt ab.
Nach einem grandiosen Abend und der Zugabe „Jubilee Stomp” von Duke Ellington honorierte das Publikum die Leistung der Band mit „Standing Ovations”.
Das Konzert bei Euch wird uns als besonderer Abend in Erinnerung bleiben. Ihr habt das perfekt organisiert, eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre in der Schlosskapelle und ein tolles Publikum!
Heiner Krause, E-Mail 1.3.2023