Von weither waren sie angereist, die fünf Musiker aus Berlin und brachten dem Publikum im Köngener Jazz-Club ein perfekt zusammengestelltes Programm in ihrem Reisegepäck mit.
Zum zweiten Mal nach 2013 gastierte das Quintett The Toughest Tenors in der gut besetzten Schlosskapelle. „Ohne falsche Nostalgie, sondern mit geballter Energie, ungebremster Spielfreude, schlagfertigem Humor und mit dem Herzen eines Boxers“, so werden sie zitiert, die fünf Jungs, die auch nicht lange fackelten, sondern das Kommando im „Ring“ sofort übernahmen.
In der Tradition der 50er- und 60er-Jahre haben sie sich einer speziellen musikalischen und metaphorisch angehauchten Vorgehensweise verschrieben, den ruhmreichen „Saxophone Battles“ im Stile eines John Coltrane/Sonny Rollins oder Johnny Griffin/Hank Mobley. Und das ist ihnen im Laufe ihrer zweistündigen Darbietung großartig gelungen.
Wer glaubte, durch die Doppelbesetzung des Tenorsaxofons könnte Langeweile oder Eintönigkeit aufkommen, sah sich nach wenigen Takten getäuscht. Die beiden Protagonisten Bernd Suchland und Patrick Braun sind wahre Alleskönner an ihrem Instrument, beherrschen es technisch, intonationsmäßig äußerst versiert und mit einer Skalenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Auf überzeugende Weise zeigten sie in ihren Interaktionen eine große Mannigfaltigkeit an Ausdrucksformen, die zu mitreißenden Duellen der beiden Tenorsaxofonisten führten. Ob sie sich nun im Titel „Abundance“ im Intro-Teil unisono präsentierten, im swingigen „Why Was I Born?“ durch eine Frage-Antwort-Konstellation auffielen, in „Idle Moments“ durch eine intervallisch versetzte Melodie glänzten oder im Count-Basie-Titel „The King“ ein wahrhaftig meisterliches Duell zeigten, ihre Ansätze der musikalischen Interpretation hinterließen bei den Zuhörern einen starken Eindruck. Besonders in den solistischen Darbietungen offenbarten die beiden Musiker jedoch ihre individuelle Klasse. In der wunderschönen Ballade „What Is There To Say?“ zeigte Bernd Suchland tendenziell eine Neigung zu den höheren Tonlagen, während Patrick Braun sich eher in tieferen Tonbereichen wohl fühlte. Manchmal lag der Unterschied auch in einem weicheren und einem kräftigeren Sound. In anderen Titeln konnte man den dumpfen Klang eines Schiffshorns heraushören, der stark mit dem schrillen Pfeifen einer Turbine kontrastierte.
Für soundmäßige Abwechslung sorgte Dan-Robin Matthies am Flügel, der sehr willkommene Zäsuren schuf und wohlklingende Akkordpassagen, oktavierte Motive, aber meist solistisch interpretierte Beiträge zum Besten gab. Herrlich klingende Läufe, perlenartig oder kaskadenhaft aneinandergereiht, passten sehr zur individuellen Struktur des jeweiligen Stückes. Auch er aus technischer und expressiver Sicht ein echter Könner an seinem Instrument.
Doch was wäre eine Band ohne eine solide rhythmische Basis. Lars Gühlcke am Kontrabass und Ralf Ruh am Schlagzeug standen ihren Mitstreitern in nichts nach. Lars Gühlcke spielte wie mit seinem Instrument verschmolzen. Manchmal zart, manchmal wuchtig die Saiten zupfend gab er jeder Passage einen speziellen Charakter. Im Titel „Tubby“ bestach er durch ein schönes Solo und ging mit seinen Phrasierungen teilweise ins Extrem. Am Schlagzeug war Ralf Ruh der Garant für einen sehr zuverlässigen Rhythmusteppich. Er lieferte nicht nur das Grundmetrum, sondern indizierte ebenso klare Übergänge. Insgesamt legte er einen schönen „Drive“ vor, spielte sich aber auch in den Vordergrund, wenn nötig. In der Ballade „Idle Moments“ nahm er sich vollständig zurück und ließ seine Jazzbesen nur sanft über Becken und die Snare gleiten.
Nach Swing, Blues und Bebop schuf die Zugabe „Blue Lights“ eine geschmeidige Abrundung und das Publikum machte sich zufrieden auf den Nachhauseweg.