Konzertbericht

Nürtinger / Wendlinger Zeitung

Einzigartiger Jazzabend mit der HS French Connection

Der Jazz-Club Schloss Köngen erlebte einen mitreißenden Abend, als die französisch-deutsche Jazzformation das Publikum mit ihrem berauschenden Programm und virtuosen Soli begeisterte.

HS French Connection, Jazz-Club Köngen, 26.01.2024
Die HS French Connection in Action Foto: Gerd Kenner

Das neue Jahr begann gleich mit einem Paukenschlag. Der Jazz-Club Schloss Köngen zeigte sich wieder einmal experimentierfreudig und innovativ. Weit weg vom sonst gern gehörten Oldtime Jazz hatte man mit der HS French Connection eine Band eingeladen, die in der klassischen Quintett Besetzung des Hard Bop der 1950er- und 1960er-Jahre frischen Wind in das alte Gemäuer brachte. In der mehr als voll besetzten Schlosskapelle entluden sich fein und filigran abgestimmte Klänge und Harmonien, spritzige Rhythmen, die teilweise fremd anmuteten, aber im baldigen tosenden Beifall ihre Akzeptanz fanden.

Mitreißendes und
berauschendes Programm

Die französisch-deutsche Jazzformation glänzte mit einem mitreißenden und berauschenden Programm, in dem in erster Linie fantasievolle Eigenkompositionen der aktuellen CD „Welcome to Studio5“ präsentiert wurden. Herbert Stengele, Kontrabassist und Namensgeber der Band, Lothar Kraft am Flügel, Saxofonist und musikalischer Leiter Damien Prud’homme, sein Landsmann Patrice Lerech an der Trompete und Patrick Manzecchi am Schlagzeug sind mehr als ein Konglomerat von Einzelmusikern. Nicht nur individuelle, brillante Spieltechnik mit immenser Strahlkraft gehört zu ihren Markenzeichen, sondern vor allem gemeinsame Harmonie, in der sich aber jeder einzelne innerhalb von Freiräumen ausleben kann.

Als zugkräftige Nummer entpuppte sich als Eingangsstück Billy Strayhorns „Johnny Come Lately“ in flottem Bebop-Tempo dargeboten, angereichert durch rasante Soli am Tenorsaxofon und an der Trompete. Auch Piano, Kontrabass und Schlagzeug gaben im Wechsel kurze Kostproben. Ein gelungener Einstand, der Lust auf mehr machte.

Im von ihm selbst komponierten Titel „Ach, Paris“ zeigte Damien Prud’homme seine ganze Klasse am Tenorsaxofon mit ekstatischen Läufen, klarer Intonation und abwechslungsreichen

Tonfolgen. In perfekter Ergänzung brillierte Patrice Lerech an der Trompete mit blitzsauberer Tongebung und schwang sich in große Höhen der Trompetenkunst hinauf. Beide fallen auch in Titeln wie „Simone“ oder „Ritournelle“ durch ein perfekt abgestimmtes Unisono-Spiel auf oder bestechen in versetzter Tonlage, weit oder eng angelegt, mit markanten Melodieführungen.

Geradezu wohltuend erweisen sich Titel wie das balladenhafte „Memories of a Lime Tree“ oder „Waltz for Ulrike“ im Dreiertakt, die von Patrice Lerech nun am Flügelhorn samtig und weich und von Damien Prud’homme teilweise schalmeienhaft am Sopransaxofon begleitet werden.

Solides Grundmetrum am Bass
zeigte Herbert Stengele

Der Rhythmiker Herbert Stengele am Kontrabass legt ein solides Grundmetrum an den Tag und beherrscht sein Instrument souverän in allen Lagen. In „Simone“ und „Memories of a Lime Tree“ zeigte er seine ausgefeilte Spielkunst und improvisierte über die Akkordstruktur, ließ es sich aber auch nicht nehmen im Rollentausch kurz in die Melodieführung einzutauchen.

Mit Patrick Manzecchi besitzt die Band einen Schlagzeuger, der sich nicht versteckt, sondern mit seinen Stöcken und Besen das Geschehen fest in der Hand hält und Trommeln sowie Becken wohlüberlegt zum Einsatz bringt. Durch gelegentliche, knallharte Zwischenschläge setzt er immer wieder Eckpunkte, die nicht nur die Musiker aufrütteln. In einem beeindruckenden Solo in „Ach, Paris“ konnte er sein ganzes Können an den Tag legen.

„Das nächste Stück ‚Kiss my Leg‘ ist ein direkter Import aus Kißlegg im Allgäu“, so half Damien Prud’homme dem Publikum auf die Sprünge. Dies sei auch der Ort von Studio5, wo die aktuelle CD produziert wurde. Nur allzu schade, dass Damiens gut gemeinte Moderation, dazu noch auf Englisch und ohne Mikrofon, nicht alle Ecken in der Schlosskapelle erreichte.

Lothar Kraft ist der Besitzer von Studio5, das als Dreh- und Angelpunkt für die Musiker seit mehr als 15 Jahren zu einem prägenden Ort über Ländergrenzen hinweg geworden ist. Als Pianist gibt er der Band den letzten Schliff und unterstreicht mit routiniertem Spiel das musikalische Gesamtgefüge der Formation. Seine Soli sind gekennzeichnet von einer klaren Arbeitsteilung zwischen rechter und linker Hand. Auffällig in seiner Spielweise mit versierter Fingertechnik treten bevorzugt oktavische Akkorde hervor.

Und wie kann es anders sein, als dass mit seiner Komposition „Welcome to Studio5“ ein grandioser Konzertabend ausklingt. Dem Publikum hat es gefallen.

Bilder vom Konzert

Diesen Konzertbericht präsentieren wir Ihnen hier mit freundlicher Genehmigung von

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