Konzertbericht

Auf den Spuren einer Jazz-Legende

Die Regina Büchner Combination zeichnete ein farbenfrohes Portrait über den Tenorsaxofonisten Dexter Gordon in der Schlosskapelle. Am 27. Februar dieses Jahres wäre der Künstler 100 Jahre alt geworden.

Regina Büchner Combination am 27.10.2023 im Jazzclub Köngen
Die Regina Büchner Combination widmete ihr Programm im Jazz-Club der Jazz-Legende Dexter Gordon. Foto: Gerd Kenner.

Louis Armstrong, Duke Ellington oder Ella Fitzgerald sind alles klangvolle Namen in der Welt des Jazz. Der oftmals als Außenseiter angesehene Dexter Gordon konnte sich nie auf gleicher Ebene etablieren, obwohl er als grandioser Bebop-Musiker sowohl in den USA wie auch in Europa ein großes musikalisches Vermächtnis hinterlassen hat. Am 27. Februar wäre der Tenorsaxofonist 100 Jahre alt geworden.

In diesem Jahr wandelt die Regina Büchner Combination auf den Spuren dieser Jazz-Legende und versucht diesen Musiker mehr in das Rampenlicht der Öffentlichkeit zu bringen. Im Jazz-Club Schloss Köngen zeichneten Regina Büchner und ihre drei Mitstreiter ein farbenfrohes und lebendiges Portrait über den extravaganten Künstler und das ist ihnen wahrhaftig gelungen.

„Schon im Alter von 12 oder 13 Jahren war Dexter Gordon der erste Jazzheld in meinem Leben und diese Faszination für ihn und sein Instrument hat mich seither begleitet“, so ließ Regina Büchner in ihrer insgesamt sympathischen Moderation das Publikum wissen. Das Eingangsstück „Fried Bananas“ gestaltete sich gleich als Spiegelbild ihrer Faszination. Der Sound ihres Tenorsaxofons kräftig, markant, stramm, rund, voluminös und schnörkellos. Ihre Hingabe und ihr Engagement bezeugen eine komplette Identifikation mit ihrem Vorbild. Sie lebt mit und in seiner Musik. Dass die Chemie innerhalb der Band stimmig ist, offenbart sich schnell, denn Joachim Scheu am Flügel, Andy Streit am Kontrabass und Thomas Schaefer am Schlagzeug präsentieren sich zusammen mit ihrer Bandleaderin als harmonisches Ganzes.

Wie ein roter Faden zogen sich die Kompositionen von Dexter Gordon durch das Programm. Das bebopartig angehauchte „Montmartre“, der funkig anmutende Titel „The Panther“ oder das mit Latin-Elementen versehene „Catalonian Nights“ sorgten für Abwechslung, was vom Publikum mit viel Beifall honoriert wurde. Als Kontrapunkt gefiel besonders die Ballade „Body and Soul“, in der die einzelnen Instrumente sehr differenziert zum Ausdruck kamen.

Welch begnadete Musikerin Regina Büchner ist, zeigt sie sowohl am Sopran-, aber besonders am Tenorsaxofon. Das Spektrum ihrer Interpretationen in den Melodien und Soli reicht von ruhig und gediegen bis zum vollen Körpereinsatz. Im Titel „The Panther“ besticht sie durch ekstatische Züge, setzt markante Ecktöne und lässt rasante Skalen aus ihrem Saxofon gleiten. Als besonderes Element in ihrer Spielweise streut sie immer wieder den retardierenden „Offbeat“ ein, der das Stück zum Schweben bringt. In „Driftin‘ “ ist ihr das hervorragend gelungen.

Mit Joachim Scheu besitzt die Band einen Pianisten, der meist am Flügel, gelegentlich auch am E-Piano den Darbietungen dezente, manchmal aber auch kräftige Impulse gibt. Mit sauberer Finger- und Anschlagtechnik umrahmt er die Melodien und Soli mit Einzeltönen, Akkorden und Oktaven. Auch seine „Voicings“ der linken Hand stehen im Einklang mit der rechten. Besonders gefällt seine empathische Interaktion mit dem Tenorsaxofon. Seine ganze Klasse zeigte er im Titel „Cheese Cake“.

Andy Streit am Kontrabass erweist sich als ausgezeichneter Rhythmiker, der in allen Lagen seines Instrumentes zu Hause ist und seine Finger souverän bei verschiedenen Tempi über das Griffbrett gleiten lässt. Mit einem soliden „Walking Bass“ stellt er ein zuverlässiges Rückgrat für das Gesamtgebilde der Band dar. In „What’s New?“ glänzte er in einem gefühlvollen Solo. In dem von ihm komponierten und seiner Tochter gewidmeten Titel „Waltz for Linnea“ übernahm er zeitweilig sogar die Melodie am Kontrabass.

Am Schlagzeug bedient Thomas Schaefer die Trommeln und Becken gekonnt und sorgt so für eine stabile rhythmische Grundlage. In kurzen Soli spielt er sich immer wieder nach vorn oder sorgt für prägnante Überleitungen, Synkopen oder „Stops“ mit seinen Rod-Sticks. Überzeugend setzt er seine Jazzbesen in den Balladen ein. Mit der gefälligen Eigenkomposition „How about this?“ überraschte er das Publikum.

Der „Blues for Dexter“ beendete die musikalische Hommage der Band an den Meister.

Diesen Konzertbericht präsentieren wir Ihnen hier mit freundlicher Genehmigung von

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