Die Förderung von Nachwuchsbands ist im Jazz-Club Schloss Köngen schon seit Jahren fest in der Programmplanung verankert. So gastierte nun Dominik Hoyer mit seinem Quartett im heimischen Jazz-Club und bezauberte mit frischem Wind und jugendlichem Elan das Publikum. Sehr zur Freude der Veranstalter waren auch viele jüngere Jazzfans unter der Zuhörerschaft, die zusammen mit dem Stammpublikum die Aktionen der Band mit viel Beifall honorierten.
Die in der Region Basel tätigen Musiker boten nicht nur ein sehr abwechslungsreiches Programm, sondern präsentierten auch das im letzten Jahr erschienene Debütalbum „Nachtblau“, dessen Kompositionen ausschließlich aus der Feder von Bandleader und Schlagzeuger Dominik Hoyer stammen. Er lässt verlauten, dass er sehr gerne in der Umgebung seines Wohnortes Schopfheim unterwegs sei und sich dabei beim Mountainbiken vielfach den Input für seine musikalischen Gedankenspiele hole. Seine Kompositionen leben sehr stark von diesen Eindrücken und Inspirationen, die in der Ruhe und aus der Kraft der Natur des südlichen Schwarzwaldes entstanden sind.
Seine drei Mitmusiker Lukas Reinert an der Posaune, David Cogliatti am Flügel und Marc Mezgolits am E-Bass ergänzten sich mit ihm zu einem homogenen Klanggebilde und bezeugten ihre schon hohe musikalische Reife in einem bunten Mix aus Elementen des Funk, Soul, Blues, balladenhaften Titeln, emotionalen oder auch knackigen Passagen mit viel Drive und Vehemenz. Sphärische Klänge oder auch abstrakter gespielte Motive kontrastierten mit wunderbar verträumten und unter die Haut gehenden Melodien. Das Quartett glänzte insgesamt durch imposante Klangwelten in ausgefeilter Dynamik.
Der getragene Titel „Faraway“ beginnt mit einem ruhigen Intro an der Posaune, Schlagzeug, Piano und Bass gesellen sich langsam dazu. Die Melodie der Posaune gewinnt an Empathie, das Piano übernimmt mit klarem Anschlag und perlenartigen Läufen. Gemeinsam wird durch ein kräftiges Crescendo ein Spannungsaufbau erzeugt, der sich allmählich wieder entlädt und das Stück nach einem fetzigen Bass-Intermezzo in ruhigere Gefilde zurückführt.
Lukas Reinert an der Posaune lässt sein Instrument auf vielfältige Weise erklingen. Im Titel „Nachtblau“ ertönen weiche und melodiöse Töne, sauber intoniert und wohl phrasiert. Extrem schnell und in tieferen Lagen ist er im Stück „Ride“ unterwegs. Im „Tuesday Blues“ kommt er an einem „Dirty Play“ nicht vorbei, um sich dann in „Four Notes for Noah“ impulsiv und ekstatisch auszulassen. Alles in allem eine sehr abgerundete und souveräne Leistung.
An den Tasten erweist sich David Cogliatti als sehr versierter Pianist, der nicht nur in Intros und durch lyrische Melodien auffällt, sondern auch als Stimmungs- und Impulsgeber dem Geschehen seinen Stempel aufdrückt. Im Titel „April Mood“ offenbart er in der rechten Hand mit sauberer Fingertechnik sein ganzes Können in einem Spektrum von Einzeltönen, Akkorden und wuchtigen Oktaven. Seine „Voicings“ in der linken Hand lässt er meist dezent im Hintergrund.
Marc Mezgolits am 6-saitigen Bass liebt sein Instrument, mit dem er regelrecht verschmolzen ist und lebt sich in seinen Darbietungen auf vielfältige Weise in seiner Mimik und Gestik aus. Zuweilen unterstützt er seine Basslinien durch einen parallelen Scat-Gesang. Gekonnt und routiniert bearbeitet er das Griffbrett in wieselflinken Aktionen und spielt in „April Mood“ zur Überraschung der Zuhörer seinen 6-Saiter wie eine Gitarre.
Bandleader Dominik Hoyer entpuppt sich an den Trommeln und Becken als äußerst zuverlässiger Garant für ein solides Grundmetrum. Unaufdringlich und im Einklang mit einer netten Moderation führt er seine Mitstreiter durch das Auf und Ab der Dynamik, durch professionelle Rhythmuswechsel, hält sich aber im Einsatz seiner Stöcke und Besen meist im Hintergrund, um den Solisten die nötigen Gestaltungs- und Freiräume zu überlassen.
Man wünscht sich für diese Band noch viele schöne und erfüllende Konzerte, vielleicht auch einmal im Freien unter „nachtblauem“ Himmel, um so ihrem Debütalbum noch mehr Nachdruck zu verleihen.