Konzertbericht

Nürtinger / Wendlinger Zeitung

Jazzige Harmonie im Glanz des Schlosses

Frédéric Rabold’s Ice Cream Jazz-Band ließ Nostalgie pur in ihrem Programm aufblitzen. Gelungene Kooperation des Köngener Jazz-Clubs mit der Basement Big Band.

Frédéric Rabold's Ice Cream Jazz Band, Jazz-Club Köngen, 29.07.2022
Routiniertes Zusammenspiel: Die Ice Cream Jazz-Band in Köngen. Foto: Albrecht Nissler.

Mit Bangen schauten die Verantwortlichen des Jazz-Clubs Schloss Köngen auf die Wettervorhersage, die für vergangenen Freitag nicht besonders rosig aussah. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen und so konnte das Julikonzert als Open-Air-Veranstaltung in vollem Umfang durchgeführt werden. Pünktlich eine Stunde vor Konzertbeginn lag der Schlosshof als Auftrittsort im Glanz der Wände des altehrwürdigen Gebäudes. Die Erleichterung war allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben.

Im Vorprogramm sorgte die Basement Big Band mit dem Titel „What Is Hip“? gleich für einen fulminanten Auftakt. Die drei Bläser-Sections der Band interpretierten dieses von Funk und Soul geprägte Stück in präziser Abstimmung, lebendiger Dynamik und sauberer Intonation, unterstützt von einer gut geölten Rhythmusgruppe. Ein Auftakt nach Maß unter der Leitung von Martin Schmelcher, der seine „Jungs“ und „Mädels“ im gesamten Programm sicher und routiniert über alle Klippen führte.

Die Band begeisterte mit allseits bekannten und auch weniger bekannten Titeln, einer knackigen und launigen Moderation sowie schönen und abrundenden Gesangseinlagen. Besonders gefiel, dass der sehr kompakte Gesamtsound der Band immer wieder durch kurze Improvisationen über einige Motive oder Chorusse hinweg aufgelockert wurde. Dieser gelungene Auftritt der Basement Big Band lässt für die Kooperation mit der Musikschule Köngen/Wendlingen noch einiges erhoffen.

Dann waren sie plötzlich da – schon in leichtem Dämmerlicht – die Mannen um Frédéric Rabold. Nostalgie pur, nicht nur angesichts der auf der Bühne stehenden Musiker, auch das Programm führte das zahlreich erschienene Publikum zurück in vergangene Zeiten mit Jazzstandards, Evergreens und Eigenkompositionen, bunt gemischt, aber dennoch zeitlos und manchmal in neuem Gewand präsentiert.

Frédéric Rabold’s Ice Cream Jazz-Band gab am 5. Juli 2002 im Jazz-Club Schloss Köngen den Startschuss für eine zwei Jahrzehnte währende, erfolgreiche Konzertserie. „Ob wir das in 20 Jahren noch einmal machen können“? Das ließ der Bandleader offen.

In ihren Darbietungen werden Routine, Erfahrung aus jahrzehntelangem Zusammenspiel schnell offenbar. Tutti-Passagen, manchmal unisono, manchmal in kollektiver Spielweise vorgetragen, brillante Einzelleistungen in der Improvisation sowie blendende Übergänge und prägnante Schlüsse gehören zu ihrer Visitenkarte. Besonders schön gestalten sich Chorusse mit einem Bläser im Vordergrund und dezenten Einwürfen der anderen im Hintergrund. Die Erinnerung an eine kleine Big Band wird hier wach.

Mit Beifall überschüttet wurden die Musiker, als sich im Titel „It Don’t Mean A Thing“ Frédéric Rabold am Flügelhorn mit Manfred Schütt an der Klarinette im musikalischen Wettkampf duellierten. Im Stück „I Can’t Give You Anything But Love“ ließen sich Heinz Stebe am Tenorsaxofon und noch einmal der Altmeister am Flügelhorn zu einem weiteren Duell mit wilder Verfolgungsjagd hinreißen. Eine grandiose Vorstellung.

Was will man über Frédéric Rabold nach fast 60 Jahren im Jazzgeschäft noch sagen? Einsame Klasse an Trompete und Flügelhorn, ein echter Meister in seinem Fach, ohne Starallüren, geerdet, bodenständig und sympathisch.

Als besonderer musikalischer Tausendsassa mit Omnipräsenz auf der Bühne erwies sich Manfred Schütt an der Klarinette und Querflöte, der auch noch viele Titel mit sonoriger Stimme und gelegentlichem Scatgesang großartig interpretierte.

Heinz Stebe am Tenorsaxofon überzeugte in allen Belangen und verlieh dem „Cuban Cigar Blues“ durch ein prickelndes Solo eine besondere Note. Am Sopransaxofon glänzte Wolfgang Weidner und umrahmte die Titel elegant, geschmeidig und mit weichem Sound.

Die drei Rhythmiker Peter Maisenbacher an der Gitarre, Markus J. Widmann am Kontrabass und Martin Hohloch am Schlagzeug legten eine solide Grundierung und spielten sich gelegentlich souverän in kurzen Soli in den Vordergrund.

Die Zugabe war Programm: nach einem Abend in jazziger Harmonie schickten die Musiker das hochzufriedene Publikum mit dem Titel „Route 66“ auf den Nachhauseweg.

Diesen Konzertbericht präsentieren wir Ihnen hier mit freundlicher Genehmigung von

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