Konzertbericht

Nürtinger / Wendlinger Zeitung

Gelungene Inwertsetzung der Querflöte

Die Band Jazz à la flute bereichert das Klangspektrum im Köngener Schloss
Jazz à la flute - Konzert im Jazzclub "Schloss Köngen" am 30.07.2021
Lorenzo Petrocca (git), Isabelle Bodenseh (Querflöte), Lars Binder (dr), Thomas Bauser (Hammond Orgel). Foto: Horst Stange

„Es freut uns total, dass wir heute bei Ihnen wieder live auftreten können,“ so begrüßte Isabelle Bodenseh das zahlreich erschienene Publikum in der Schlosskapelle. Deutlich war die Erleichterung zu spüren, die nach der langen, coronabedingten Zwangspause bei den Musikern Einzug hielt. Grund genug für den Jazz-Club "Schloss Köngen" die bisherige Programmserie fortzuführen und mit Elan den Jazz wieder zu neuem Leben zu erwecken.

Mit der Verpflichtung des Quartetts Jazz à la flute hat man nun neues musikalisches Terrain betreten und das bisher vom „Traditional Jazz“ geprägte Klangspektrum erweitert und bereichert. Als Dreh- und Angelpunkt der Band steht Isabelle Bodenseh prägend im Vordergrund und wechselt passend zum jeweiligen Charakter des Titels von der allseits bekannten Querflöte in C gekonnt auf die Altquerflöte oder gar auf die größere Schwester, die Bassquerflöte. Thomas Bauser bedient ebenfalls leidenschaftlich ein im Jazz nicht oft zu hörendes Instrument, die monumentale Hammondorgel. Für eine solide rhythmische und solistische Grundlage sorgt Lorenzo Petrocca an der E-Gitarre. Das ganze Gebilde wird von Lars Binder am Schlagzeug routiniert zusammengehalten.

Das größtenteils neu zusammengestellte Programm gefiel durch swingende, vom Latin Jazz geprägte oder gar rockige Titel, immer wieder durch sanfte und willkommene Balladen zur mentalen Entspannung ergänzt. Gleich im Eingangstitel „Jirinskisha“ ließ Isabelle Bodenseh an der Altflöte durchblitzen, welche Mannigfaltigkeit an Tönen sie ihrem Instrument entlocken vermag. Helle und klare höhere Tonlagen kontrastierten mit tieferen und gedämpfteren Tönen. Schnelle kaskadenartige Tonfolgen wechselten mit einer langsameren und zarten Spielweise. Dem von ihr komponierten Titel „Sans Moi“ hauchte sie an der Bassflöte einen Charakter ein, der unter die Haut ging. Schrill dagegen ihr Ansatz im Stück „Heckenrose“, gefolgt von triolenbehafteten Tonfolgen oder glissandoartigen Abstürzen. Ständig in Bewegung und mit einer Ausstrahlung versehen, konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, sie wäre mit ihrer Instrumentenfamilie harmonisch verschmolzen. Ansonsten ergänzte sie das Programm sehr zum Gefallen der Zuhörer durch nette Anekdoten und gefällige Bemerkungen.

Auch Lorenzo Petrocca tat sich in „Mediterranean“ als Komponist hervor. Unaufdringlich seine Spielweise, seine Soli geprägt von passenden Skalen, selten akkordisch nach vorne drängend, erwies er sich als kongenialer Partner innerhalb des Bandgefüges. Besonders mit Isabelle Bodenseh gestalteten sich die Übergänge butterweich. Im Titel „Flute Song“ lief er zur Hochform auf und bearbeitete sein Griffbrett auf der gesamten Länge unter Einbeziehung von chromatischen Elementen.

Thomas Bauser, der Meister an der zweimanualigen Hammondorgel, erfüllte die Schlosskapelle mit einem Sound, der gelegentlich fremdartig anmutete, aber doch zum Gesamtbild der Band passte. In seiner rockigen Eigenkomposition „Chilli Challi“ zog er alle Register seines Könnens und glänzte nicht nur durch geschmeidige Soli, sondern entlockte auch seinem Instrument saftige Akkorde, unterstützt von der Leslie-Box mit den rotierenden Schallabstrahlern.

An den Becken und Trommeln garantierte Lars Binder für das Metrum und den notwendigen Drive. Im von ihm komponierten Titel „Heckenrose“ spielte er sich wuchtig nach vorne. Ansonsten indizierte er klare Übergänge. Besonders überzeugend wirkte er in „Chilli Challi“ durch minutiöse „Stops“. Wohltuend waren seine Passagen mit Jazzbesen oder gar der Einsatz seiner bloßen Handflächen in „Sans Moi“. „Ich habe gar nicht gewusst, dass die Querflöte für den Jazz so bedeutend sein kann“, bemerkte der Vereinsvorsitzende Johannes Laxander in seinen Abschlussworten. Doch spätestens nach der Zugabe „A bientot“ wird wohl jedem klar geworden sein, dass die jazzmäßige Inwertsetzung dieses Instrumentes im Rahmen des Konzertes mehr als gelungen ist.

Rainer Kellmayer | Eßlinger Zeitung | 02.08.2021
Vielschichtige Klangbilder der Querflöte
Beim Konzert des Jazz-Clubs Schloss Köngen überzeugten die Flötistin Isabelle Bodenseh und ihre Band mit einer gelungenen Mischung aus Eigenkompositionen sowie Swing-, Latin- und Bluestiteln. Artikel-PDF öffnen...

Bilder vom Konzert

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