Konzertbericht

Kollektive Harmonie mit spürbarer Leidenschaft

Die Old Fashion Jazzband erfreute das Publikum in der Schlosskapelle mit einem bunten Programm. Das Köngener Schloss gilt immer noch als Hochburg für den traditionellen Jazz.

Old Fashion Jazzband, Jazz-Club Köngen, 23.02.2024
Die Old Fashion Jazzband im Köngener Schloss. Foto: Bernd Husermann

Es ist kein Geheimnis, dass sich der Jazz-Club Schloss Köngen schon seit seiner Gründung dem „Traditional Jazz“ sehr stark verschrieben hat. Im Gegensatz zu manch einem anderen Club im Land ist das Köngener Schloss immer noch eine Hochburg für traditionelle Jazzstilrichtungen, obwohl man sich in den vergangenen Jahren stilistisch auch breiter aufgestellt hat. Mit der Old Fashion Jazzband hat sich wieder einmal eine altbekannte Formation angesagt, die auch vom Publikum in der vollbesetzten Schlosskapelle herzlich empfangen wurde.

Sechs jung gebliebene Musiker

„Wie froh sind wir doch endlich wieder hier spielen zu dürfen“, so kamen in Rolf Martins Worten die Erleichterung und die Vorfreude deutlich zum Ausdruck. Und ohne großes Vorgeplänkel legten die sechs „jung gebliebenen“ Musiker, die seit rund 20 Jahren gemeinsam auf der Bühne stehen, auch gleich richtig los. Es gelang ihnen ein markanter Einstieg mit dem Titel „At the Jazzband Ball“, in dem sie impulsiv und energiegeladen ihre kollektive Harmonie im Zusammenspiel zum Ausdruck brachten, jeder einzelne aber auch eine persönliche Visitenkarte in einem kurzen Solo abgeben konnte. Spritzig und in ausgefeilter Dynamik wurde das Stück präsentiert, verbunden mit sichtbarer Spielfreude und spürbarer Leidenschaft.

Eine bunte Programmabfolge aus Swing-Titeln, bluesartig angehauchten Kompositionen, Titeln im Dixieland-Stil oder Latin Jazz-Format, ermöglichte jedem Jazzfan ein Konzerterlebnis nach seinem Geschmack. Im von Duke Ellington komponierten Titel „Creole Love Call“ lässt es die Band gemächlich angehen. Im dreistimmigen Satz schaffen Eric Biank an der Trompete, Achim Bohlender an der Klarinette und Gernot Haug an der Posaune eine wunderbare in sich ruhende Stimmung, bevor ein etwas flotterer Rhythmuswechsel einsetzt und die drei Bläser improvisatorisch hervortreten. Besonders gefällt hier Achim Bohlender, der mit seiner Klarinette von sehr tief und samtweich bis sehr hoch und schrill alle Facetten des Instrumentes geschmeidig und professionell ausreizt. Auch im „Wild Cat Blues“ und „Petite Fleur“ glänzte er mit Bravour.

 

An der Posaune gestaltet Gernot Haug seine Beiträge engagiert mit vollmundiger, aber teilweise auch weicherer Tongebung und lässt sein Instrument gelegentlich mit „Dirty Play“ aufblitzen. In „I’ve Found a New Baby“ und im „Basin Street Blues“ zeigte er in überzeugenden Soli sein ganzes Können.

 

Eric Biank bedient seine Trompete mit guter Intonation, im stetigen Wechsel zwischen mehr oder weniger aggressiver Spielweise und unterstreicht seine Führungsrolle in einigen Titeln mit Nachdruck. Ganz besonders hebt er sich jedoch mit seiner Stimme hervor, die in Anlehnung an Louis Armstrong mit rauer und kehliger Ausprägung rüberkommt. In Satchmo-Manier interpretierte er die Titel „Hello Dolly“, „Blueberry Hill“ und den „Basin Street Blues“ sehr zur Freude des Publikums äußerst souverän.

 

Als Rhythmiker am Kontrabass legt Rolf Martin in der Band eine solide und stabile Grundlage, beherrscht sein Instrument versiert in allen Lagen und lässt es sich auch nicht nehmen, gelegentlich einzelne Stücke wie „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh´n“ oder „Bill Bailey“ parallel dazu zu singen. Darüber hinaus besticht er durch eine makellose, informative und meist auch recht amüsante Moderation und gibt dem Konzert dadurch eine besondere Note. Eine insgesamt beachtliche Leistung.

 

Jürgen Gröner sorgt am Flügel für ein weiteres Klangspektrum, hält sich aber meist dezent im Hintergrund und ist in kurzen Intermezzi immer wieder zu hören. Im Titel „Bill Bailey“ hinterließ er schöne melodiöse Spuren mit differenzierter und sauberer Fingertechnik. Unüberhörbar fungiert Bernd Schuchardt an den Becken und Trommeln und steuert das Geschehen mit der Präzision einer Uhr. In einem grandiosen Solo lief er in „Take the A-Train“ zur Hochform auf.

 

Ohne Zugabe durfte die Band die Bühne nicht verlassen und so spiegelte sich ein wundervoller Konzertabend in Armstrongs Klassiker „What a Wonderful World“ wider, der bei manch einem Zuhörer auf dem Nachhauseweg lange nachhallte.

 

Diesen Konzertbericht präsentieren wir Ihnen hier mit freundlicher Genehmigung von

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