Der Jazzclub Schloss-Köngen hatte eine Band zu Gast, in der alte Bekannte und neue Gesichter vertreten waren. Geleitet und zusammengehalten wurde diese von Werner Acker, einem in der Szene seit Jahrzehnten geschätzten Musiker.
Den Besuchern am besten bekannt war sicher Uli Gutscher an der Posaune, der hier schon des Öfteren zu hören war. Die weiteren Musiker des Septetts waren die beiden Saxofonisten Matthias Dörsam und Andreas Francke sowie die Rhythmusgruppe, bestehend aus dem Schlagzeuger Herbert Wachter, dem Bassisten Hansi Schuller und dessen Sohn Max am Klavier, der neu – vielleicht auch aushilfsweise – dabei war, auf alle Fälle hörenswert und für sein Alter von erstaunlich musikalischer Reife.
Genau so begann der Abend, mit der Vorstellung der Musiker, sympathisch und unaufgeregt. Musikalisch stellten sich im ersten Stück, einem gefälligen Bossa nova, gleich der Altmeister und der Youngster an Gitarre und Piano vor, ehe danach, in einem dem legendären Robert Johnson gewidmeten Blues, das Wechselspiel zwischen Gitarre und Bläsersatz gefiel.
Nach atmosphärischer Einleitung erklang das modale Stück „Another five“, in dem Altsaxofonist Andreas Francke aufhorchen ließ. „Triple trouble“ wechselte zwischen Rock-Groove und Swing, lustig eingeleitet von Uli Gutschers Posaune. Dass weniger Musiker nicht schlechter klingen, konnte man in Ellingtons Ballade „In a sentimental mood“ hören, nur von den „Rhythmikern“ gespielt, solo von der Gitarre und wundervoll vom Klavier begleitet.
Dann, vor der ersten Pause, noch mal eine heiße Nummer: In der „Samba do Lolo“, die ein wenig an den alten „Cumbajero“ erinnert, machte der Altsaxofonist wieder alles klar und zeigte, dass Virtuosität nicht Selbstzweck, sondern wohldosiertes Mittel ist, ganz so wie ein kräftiger Motor, mit dem man im richtigen Moment beschleunigt und nicht bloß um die Häuser heizt. Chick Coreas „La fiesta“ empfing die Zuhörer dann spanisch – im Duo „Posaunentorero“ mit „Gitarrero“. Wieder voll besetzt, konnte der Tenorist zeigen, dass er das Zeug zu einem „Rumba-Blues-Brother“ hat. Im der Band und der neuen CD den Namen gebenden „Roots“ gefielen wieder Gitarre und Posaune, das Altsaxofon ließ die Schallmauer zum „Free“ kurz bröckeln.
In der nächsten Ballade konnte Matthias Dörsam endlich alles zeigen: Ein fulminantes Intro mit vielen Arpeggios, gefühlvolles Spiel und schöner Ton des Tenorsaxofons. Nach bluesiger Gitarre in einer funky Uptempo-Nummer spielte der bestens disponierte Herbert Wachter im darauffolgenden Bossa ein „melodisches“ Schlagzeugsolo. Nach der zweiten Pause brachte Andreas Francke förmlich die Legende Charlie Parker mit einer Bebop-Hommage auf die Bühne. In Uli Gutschers Riff-bestimmtem „Trombone blues“ und dem Swing „Easy going“ , in dem sogar ein Bass-Solo des stets dienlich und geschmackvoll spielenden Hansi Schuller zu hören war, arbeiteten die anderen sich wieder heran.
Dann Reduktion auf das Nötigste in der Ballade „You never know“, mit bis zum kaum noch hörbaren gesteigertem Altsaxofon. Wie nach der „Ruhe vor dem Sturm“ musste es jetzt krachen, und das tat es in Herbert Wachters Schlagzeugsolo, das in ein potenzielles Titelthema für „Die Sendung mit der Maus“ mündete, welches allerdings „Some other rhythm“ hieß.
Egal, Bühne frei für die Zugaben, die die begeisterten Zuhörer vehement forderten und die die Mannen um Werner Acker gerne gewährten. Auch er, der so lange so vielen zur Seite stand, war sichtlich glücklich, dass dieses, „sein“, Projekt so gut einschlug.
Wenn aus solchen „Wurzeln“ solch abwechslungsreiches Grün wächst, das wiederum solche Blüten treibt und Früchte hervorbringt, dann fällt es überhaupt nicht schwer, sich rein von der Jazzmusik zu ernähren – und die leckeren Wurst- und Käse-Snacks, die im Köngener Jazz-Club gereicht werden, stehen dazu in keinerlei Widerspruch.