Ein glanzvolles Weihnachtskonzert beschloss die diesjährige Konzertsaison des Jazzclubs Köngen am vergangenen Freitag. Die Programmgestalter erinnerten sich wohl an das Sprichwort „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“ und engagierten mit der Gruppe Jazzlife um das Wernauer Ehepaar Marquart ein Quartett von internationalem Rang, das den Besuchern einen unvergesslichen Abend bereitete.
Nachdem – wie in Köngen üblich – die Hausband die Jazzfreunde bereits etwas vorgewärmt hatte, kam traditionell zum Weihnachtskonzert Johannes Laxander als Nikolaus auf die festlich geschmückte Bühne und ließ noch einmal die Konzerte des vergangenen Jahres Revue passieren. Als das Quartett Jazzlife inmitten von Weihnachtsbaum und Nussknackern Platz genommen hatte, waren die Besucher bereits bestens gelaunt und durch die Weihnachtsgutsle des Nikolaus gestärkt. Als besonderes Geschenk erlebten sie dann ein unvergessliches Konzert mit Musikern, die offensichtlich in bester Spiellaune waren.
Schon beim ersten Stück, Isham Jones’ „There Is No Greater Love“, zeigte sich die meisterhafte Qualität aller vier Bandmitglieder. Bernd Marquart zog alle Register des Flügelhorns von den weichen und zarten tiefen Lagen bis in jubelnde Höhen. Er improvisierte außerordentlich melodisch und konnte die Intensität von Chorus zu Chorus steigern. Ellen Marquart demonstrierte mit ihrem virtuosen Klavierspiel, dass sie nicht umsonst in ihrem Heimatland USA mehrere Jahre hintereinander den ersten Platz im klassischen Piano belegen konnte. Sie hat aber nicht nur eine hervorragende Technik, sondern besitzt auch das richtige Jazz-Feeling. Ellen Marquart präsentierte sich auch als ausdrucksstarke und facettenreiche Sängerin, die sowohl in flotten Swingstücken zuhause ist, als auch in Balladen wie Jerome Kerns „I’m Old Fashioned“ oder „Moonlight In Vermont“. Bernd Marquart ergänzte die Gesangsstimme kongenial durch seine Einwürfe mit dem Flügelhorn oder der gestopften Trompete.
Das Ehepaar Marquart konnte sich so richtig entfalten, weil es von einer intensiv swingenden und dynamischen Rhythmusgruppe getragen wurde: Dieter Schumacher am Schlagzeug sorgte unaufdringlich für einen enormen Drive und setzte im richtigen Moment die richtigen Akzente. Das harmonische Rückgrat der tiefen Töne wurde von Joel Locher am Kontrabass geliefert, der federnd swingte und in seinen atemberaubenden Soli offenbar technisch überhaupt keine Probleme kannte. Bernd Marquart und Joel Locher zeigten in mehreren Stücken ihre Fertigkeiten, beispielsweise in Sonny Rollins’ „Oleo“, einem Zungen- und Fingerbrecher, den sie mit Bravour unisono vorstellten.
Passend zum Anlass brachte Jazzlife auch einige pfiffig arrangierte swingende Weihnachtslieder von „Santa Claus Is Coming To Town“ über „Sleigh Ride“ bis „Rudolph, The Red Nosed Reindeer“ mit, was vom Publikum dankbar honoriert wurde. In weihnachtlicher Stimmung ging das Konzert schließlich mit zwei Zugaben zu Ende: Ellen Marquart war der Meinung, dass die Gäste nach so vielen amerikanischen Liedern auch etwas Deutsches verdient habe. Zart und einfühlsam über einem satt groovenden Dreivierteltakt sang sie zum Abschluss „Leise rieselt der Schnee“ und entließ das dankbare Jazzvölkchen in die Weihnachtszeit.