News aus Verein und Jazz-Club

Esslinger Zeitung

Roter Teppich für Mann am Klavier

Swing- und Jazzpianist Paul Kun tritt in der Schlosskapelle auf
Foto: Horst Stange

Der rote Teppich lag quasi bereit, als der Star am Freitag nach Köngen kam. Denn beim Stehempfang im Hotel "Schwanen" wartete nicht nur gekühlter Sekt auf den Jazz-Pianisten Paul Kuhn, sondern auch noch Bürgermeister Hans Weil, der wegen "Paulchen" sogar seine Dienstreise in die tschechische Partnergemeinde Cesky Brod um einen Tag verschoben hatte. So durfte sich Kuhn auch noch ins Goldene Buch der Gemeinde Köngen eintragen - gleich hinter dem Grünen-Politiker Rezzo Schlauch und Kultusministerin Annette Schavan.

Hoch zufrieden war auch der Vorsitzende des Jazz-Clubs "Schloss Köngen", Gerhard Götz, der eineinhalb Jahre nach der Gründung des Vereins einen echten Knaller in die Schlosskapelle gelockt hatte. Die war mit 170 Zuschauern nicht nur ausverkauft, sondern auch frisch renoviert. Denn in den Sommerferien hatten engagierte Vereinsmitglieder eine Fußbodenheizung eingebaut, die allerdings bei sommerlichen Temperaturen ihre Feuertaufe nicht bestehen musste.

Nach der Einstimmung durch die "Götz-Hirschmann-Swing-and-Jazz-Group" ermahnte der Vereinsvorsitzende das Publikum noch einmal, "nicht so viel zu reden". Dann betrat der Altmeister des Klavierspiels die Bühne. Unterstützt wurde er von dem jungen Bassisten Paul Ulrich und Willy Ketzer, einem der renommiertesten Bigband-Drummer der Republik. "Nett und heimelig" fand Paul Kuhn das Ambiente in der Schlosskapelle und den Zuschauern erteilte er das Prädikat "Expertenpublikum ".

Das war dann auch restlos begeistert von der Musik des Trios. So laut wurde in der Schlosskapelle noch nie Beifall geklatscht. Ovationen gab es für den 75-Jährigen, dem das Alter nicht anzumerken war. Kuhn kündigte Musik aus einer Zeit an, "in der den Komponisten noch was eingefallen ist". "Das erste Stück", fügte er hinzu, "war übrigens mir." Doch auch Stücke, die nicht Kuhns Feder entsprangen, fanden Gefallen. Besonders bei dem ruhigen "How deep ist the ocean", dem Lieblingssong von Kuhns Frau, gab es reichlich Szenenapplaus. Scheinbar spielend leicht musizierten die Vollprofis Songs von Benny Goodman und Charlie Parker und anderen Jazz-Größen. Mitreißend und auf hohem Niveau waren die Soli, die für Zwischenapplaus sorgten. Dabei bewegten sich die Finger des 75-jährigen Kuhn wie die eines jungen Pianisten. Auffallend auch, dass fast jedes Stück mit einem beeindruckenden Schlagzeug-Solo von Willy Ketzer endete. Nicht nur an diesen Stellen wurde das perfekte Zusammenspiel deutlich. Nach zwei Blocks von jeweils 45 Minuten war der Höhepunkt des Köngener Jazz-Jahres schon vorbei. Paul Kuhn hinterließ in der Schlosskapelle nicht nur ein begeistertes Publikum, sondern bewies auch, dass er, wie guter Wein, immer besser wird.